Martin Skrodzki - Assistant Professor
Martin Skrodzki promovierte im Anschluss an sein 2014 an der FU abgeschlossenes Masterstudium dort 2019 in Mathematik. Derzeit ist er als Assistant Professor in der 'Computer Graphics and Visualization Group' am Fachbereich für Computer Science an der TU Delft, Niederlande, tätig.
Haben Sie promoviert? Warum? Warum nicht?
Ja, ich habe direkt im Anschluss an meinen Master in der gleichen Arbeitsgruppe promoviert, in der ich auch meine Masterarbeit geschrieben habe. Meine Promotion habe ich vor allem deshalb verfolgt, weil sie ein erster Schritt meiner wissenschaftlichen Karriere war. Nach dem Studium wusste ich, dass mir Lehre und Forschung beide viel Spaß bereiten und ich hatte das Glück, über die Berlin Mathematical School (BMS) ein Stipendium zu erhalten, das mir die Promotion ermöglicht hat.
Wenn ja, war es rückblickend für Sie sinnvoll zu promovieren?
Es war für mich sehr sinnvoll, zu promovieren, da eine akademische Karriere in aller Regel als ersten Schritt die Promotion, dann einen oder mehrere Postdoc-Aufenthalte und schließlich (hoffentlich) eine Stelle als Dozent oder Professor umfasst. Bei mir ist es genau so gekommen: Nach meiner Promotion an der FU Berlin war ich zunächst als Postdoc am Institute for Computational and Experimental Research in Mathematics (ICERM) in den USA, dann am RIKEN Institut in Japan und schließlich noch an der TU Delft in den Niederlanden. Bei meiner letzten Stelle konnte ich dann in eine Anstellung als Assistant Professor wechseln. Für das alles war die Promotion der Anfang. Sie hat auch inhaltlich vorgegeben, in welche Richtungen ich mich wissenschaftlich bewege und bewegt habe.
Eine Promotion ist allerdings auch ein großes Vorhaben. Mir ist nach drei Jahren das Studium ausgelaufen und ich musste parallel zum letzten Promotionsjahr eine halbe Stelle in einem Unternehmen annehmen, um den Abschluss meiner Promotion zu finanzieren. Da gab es schon Momente, während derer ich an der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens gezweifelt habe. Ich hatte glücklicherweise eine fantastische Gruppe von Kolleg*innen, die mich immer unterstützt haben. Daher würde ich rückblickend sagen: Die Auswahl der Arbeitsgruppe für die Promotion ist gleichermaßen wichtig wie die Entscheidung, überhaupt zu promovieren.
Welche Kenntnisse oder Fähigkeiten haben Sie im Studium erworben, von denen Sie nicht gedacht hätten, dass Sie sie einmal brauchen werden?
In meiner wissenschaftlichen Arbeit benutze ich natürlich vieles von dem Fachwissen, das ich mir während des Studiums angeeignet habe. Was mich hier überrascht hat, ist, in wie viele neue Themen ich mich seit meinem Abschluss, sowohl während der Promotion, als auch danach, eingearbeitet habe. Hierbei ist sicherlich die Fähigkeit entscheidend, schnell zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu entscheiden, strukturiert vorzugehen und abstrahieren zu können.
Was mich gleichermaßen überrascht hat, ist, dass diese Fähigkeiten mir auch bei allen nicht-wissenschaftlichen Tätigkeiten an der Universität sehr nützlich sind. Sei es bei administrativen Aufgaben, wie der Anfertigung von Abrechnungen oder der Sichtung von Regelwerken, immer kann ich sehr von meiner im Studium erworbenen Fähigkeit profitieren, Dinge zu abstrahieren, Verbindungen und größere Zusammenhänge zu erkennen und diese dann auch anderen logisch und klar zu kommunizieren.
Was hätten Sie gerne bereits im Studium gemacht oder gelernt?
Ich habe zwischen dem Bachelor und dem Master ein Jahr im Ausland verbracht. Retrospektiv war dieses Jahr extrem bereichernd für mich und hat mir auch viel Energie gegeben für den Master. Natürlich konnte ich während der Promotion zu wissenschaftlichen Tagungen im Ausland reisen und ich durfte sogar einen längeren Aufenthalt an der Tel Aviv University absolvieren. In der Rückschau ist mir aber doch deutlich, dass es hier immer um die (wissenschaftliche) Arbeit geht. Ich hätte gern auch im Master ein Semester oder gleich noch ein Jahr im Ausland gelebt. Damals hatte ich Angst, dass das in meinem Lebenslauf schlecht aussieht, weil ich dann ja älter bin als meine Kommiliton*innen. Heute sehe ich, dass es sehr viele diverse erfolgreiche Lebensläufe gibt. Viele Kolleg*innen an der Universität haben ihr Studium unterbrochen und fast immer sind die während dieser Unterbrechung gemachten Erfahrungen mehr wert, als ein halbes oder ein ganzes Jahr früher fertig zu sein.
An der TU Delft, wo ich jetzt arbeite, gibt es sogar ein strukturiertes System, dass solche Unterbrechungen unterstützt: Die Dream Teams. Studierende im Bachelor und Master sind eingeladen, sich auf die Teilnahme an einem der Dream Teams zu bewerben und ein Jahr lang, mit einem interdisziplinären Team an einem herausfordernden Projekt zu arbeiten. Beispiele für die Projekte sind: der Bau eines Solarautos, eines Exoskeletts oder eines Satelliten. Solche praktische Erfahrung ist unbezahlbar, ebenso wie ich im letzten Jahr meiner Promotion viel bezüglich Zeitmanagement und Organisation gelernt habe, als ich parallel zur Promotion gearbeitet habe.
Wieso haben Sie sich für Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit entschieden?
Wissenschaft hat mich schon immer fasziniert. Gleichermaßen habe ich aber auch immer sehr gern mit Menschen gearbeitet, vor allem in der Vermittlung von Wissen. Als Assistant Professor kommt für mich nun vieles zusammen, was mir großen Spaß bereitet: Ich gebe Vorlesungen und organisiere Projekte, ich arbeite mit Studierenden an ihren Abschlussarbeiten und ich darf in Teams Forschung betreiben. Natürlich gibt es auch anstrengende Tage und langweilige Aufgaben, aber die sind schnell vergessen, wenn ich wieder eine Studentin oder einen Student vor mir sitzen habe, die oder der mir begeistert die neuesten Ergebnisse aus dem aktuellen Projekt zeigt.
Welche Empfehlungen haben Sie für Studierende, die zeitnah ihr Studium abschließen?
Lassen Sie sich Zeit und probieren Sie sich aus. Machen Sie Praktika und erfahren Sie, wie ein Arbeitsumfeld sich anfühlt, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben. Das gilt insbesondere auch in der Wissenschaft: Bevor Sie sich zum Beispiel für eine Promotion entscheiden, sollten Sie in jedem Fall die Arbeitsgruppe, das Umfeld der Universität und die Arbeitsbedingungen kennenlernen. Sprechen Sie mit anderen Promovierenden, erfahren Sie, wie die Atmosphäre ist und entscheiden Sie sich bewusst. Es ist nie verkehrt, noch etwas weiter zu suchen, um die Stelle zu finden, die wirklich zu Ihnen passt.
