Entwurf einer Fahrdienstleiter-Oberfläche für einen elektronischen schriftlichen Befehl

worked on by: Elmar Frerichs

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"Alle Mitarbeiter müssen in erster Linie für Sicherheit, dann für Pünktlichkeit des Bahnbetriebs sorgen" [Richtlinie 408.0111] - kaum ein Gedanke ist so zentral in den Prozessen und den Regelwerken von Bahnen verankert wie der von Sicherheit vor Pünktlichkeit. Neben der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Technik im Regelbetrieb müssen dabei auch Baustellen, Störungen und andere besondere Situationen berücksichtigt werden, für die im Laufe der Jahrzehnte diverse Regelungen festgelegt wurden.

Die Zulassung von Zugfahrten ist einer der zentralen Sicherheitsaspekte bei der Eisenbahn. Im Normalfall werden hierfür Signale verwendet, die durch Stellwerkstechnik angesteuert und gesichert werden. In besonderen Situationen wie Bauarbeiten oder Störungen können die Signale jedoch nicht verwendet werden, oder es müssen zusätzliche Aufträge übermittelt werden. Um in diesen Fällen die Sicherheit des Zugverkehrs nicht vollständig dem Menschen zu überlassen, wurde ein komplexes Regelwerk erschaffen, welches dem Bediener für diese Situationen genau vorschreibt, was zu tun ist. Durch dieses regelbasierte Vorgehen soll die Fehlerrate deutlich reduziert werden.

Die Übermittlung von Aufträgen und Befehlen des Fahrdienstleiters an den Lokführer kann sowohl schriftlich als auch fernmündlich erfolgen. Um die Kommunikation zwischen den beiden Parteien möglichst standardisiert und fehlerarm ablaufen zu lassen, wurden Vordrucke für häufig auftretende Situationen entwickelt. Besonders interessant ist in diesem Kontext der Befehlsvordruck, der Formulierungen für Aufträge an den Lokführer wie die Vorbeifahrt an haltzeigenden Signalen, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder die Sicherung eines Bahnübergangs beinhaltet. Dieser Befehl ist das wichtigste Werkzeug des Fahrdienstleiters, falls die Sicherungstechnik wegen Störungen, Bauarbeiten oder anderer besonderer Betriebssituationen nicht verwendet werden kann. Der Vordruck unterstützt den Fahrdienstleiter, der in diesem Moment die komplette Verantwortung für die Sicherheit der Zugfahrt trägt.

Befehle werden fast immer in Stresssituationen ausgefüllt, da der Bediener während Baustellen oder Störungen ein deutlich gesteigertes Arbeitsaufkommen zu bewältigen hat. Dieser Faktor muss bei der Konzeption der Oberfläche berücksichtigt werden.

Diese Bachelorarbeit ist in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahn-Betriebs- und Experimentierfeld Berlin (EBuEf) sowie dem Fachgebiet Schienenfahrwege und Bahnbetrieb der Technischen Universität Berlin entstanden. Das Ergebnis der Bachelorarbeit soll perspektivisch beim EBuEf eingesetzt werden, die Beispiele der Evaluation sind an das dortige Streckennetz angelehnt.

Ziel der Arbeit ist es, eine Oberfläche für Fahrdienstleiter zur Befehlseingabe zu erstellen. Für die Perspektive des Lokführers, die Übertragung sowie die Gesamtsystembetrachtung werden dabei nur Impulse gegeben, sie sollen aber nicht Teil des Ergebnisses sein. Beim Befehl selbst werde ich mich auf die diktierbaren Befehle beschränken, die Befehle 14.1 bis 14.35 auf der Rückseite des Vordrucks werden nicht betrachtet.