Seminar zu Ursachen und Vermeidung von Fehlern in der Softwareentwicklung

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Inhalt

Unter Software-Qualitätssicherung wird häufig lediglich das nachträgliche Testen eines Programms oder das Durchsehen des Codes verstanden. Warum aber verhindert man nicht von vorneherein, dass Programmierer Defekte in die Software einbauen? Denn ist ein "Bug" (siehe Bild) erst einmal verbreitet, ist es schwer, ihn zu entdecken und zu entfernen.

In diesem Seminar soll untersucht werden, was die Ursachen für das Einbauen von Defekten sind, in welchen Ausprägungen diese auftauchen und welche (neuen wie alten) Strategien entwickelt wurden, sie zu vermeiden.

Wegen der großen Nachfrage nach Themen wurde auch das angrenzende Gebiert der statistischen Defektvorhersage hinzugenommen.

Jede/r Teilnehmer/in arbeitet in diesem Seminar ein Referat zu einem interessanten Teilaspekt aus. Neben der fachlichen Arbeit werden auch Vortragstechniken diskutiert und das Schreiben von Ausarbeitungen geübt.

Organisatorisches

Das Seminar ist geeignet für Informatikstudierende (auch Bachelor und Master), die die Vorlesung Softwaretechnik zumindest zur Kenntnis genommen haben. Gasthörer sind willkommen. Im KVV ist das Seminar unter https://www.mi.fu-berlin.de/kvv/?veranstaltung=623 zu finden. Die Veranstaltungsnummer ist 19584.

Stattfinden wird das Seminar in der Woche vor Beginn der Vorlesungen im Sommersemester, also

4.-8. April jeweils etwa 9-16 Uhr (nicht c.t.) im Raum SR 051 im Informatikgebäude

Die Vorbereitungstermine sind:
  • Ab sofort bis spätestens 18.2. Besprechung mit dem Seminarleiter über die Inhalte und Gliederung der Ausarbeitung und des Vortrags. Diese Besprechung sollte vor dem Schreiben dieser Texte statt finden. Der Besprechungstermin wird von den Teilnehmern gemacht; Mail an SebastianJekutsch mit zwei Terminvorschlägen genügt.
  • Bis spätestens 17.3. müssen Versionen der Ausarbeitung und der Folien auf diese Seite hochgeladen werden, damit die Gutachter ihre Arbeit beginnen könnnen.
  • Bis spätestens 25.3. müssen die Begutachtungen den Autoren per Mail zugeschickt werden. Dabei unbedingt SebastianJekutsch auf CC setzen.
  • Seminarblock vom 4.-8.4.
  • Bis spätestens 22.4. muss die endgültige Version der Ausarbeitung auf diese Seite hochgeladen werden.

Die Termine sind locker gelegt, bitte nichts auf den letzten Drücker machen. Ein Versäumen eines der Termine (inkl. Anwesenheit während des ganzen Seminars 4.-8.4.) gefährdet die Scheinvergabe oder drückt auf die Note.

Tragen Sie sich als TeilnehmerIn oder GasthörerIn bitte unbedingt in die Mailingliste http://lists.spline.inf.fu-berlin.de/mailman/listinfo/se_s_defects ein. Darüber laufen eventuell wichtige Informationen.

Die Erstbesprechung (Foliensatz) und die Themenvergabe (siehe unten) sind abgeschlossen. Falls eineR der TeilnehmerInnen nachträglich doch nicht teilnehmen möchte, bitte möglichst früh einen Hinweis an den Veranstalter schicken. Das ermöglicht es andere, das Thema zu übernehmen und erspart unnötige Nachfragen.

Bei allgemeinen Fragen zum Wesen und Ablauf eines Seminars schauen Sie bitte unter SeminarRegeln. Dort sind im Anhang auch Vorlagen für Powerpoint-Folien und für Word-Ausarbeitungen zu finden, die bitte benutzt werden sollten. Wenn Sie ein anderes Format einsetzen möchten, versuchen Sie sich bitte grob an diese Vorlagen zu halten. Die Auslieferung erfolgt in allen Fällen im PDF-Format. Für sonstige Fragen (Themen, Termine, etc.) steht der Veranstalter jederzeit zur Verfügung.

Themen

Es folgt die vorläufige Auswahl an Themen. Alle kursiv fett gedruckten und nummerierten Themen können zu einem Vortrag ausgeführt werden, lediglich fett gedrucktes sind Zwischenüberschriften.

Eigene Themenvorschläge sind herzlich willkommen!

Aus dem Seminar können sich auch Studien- und Diplomarbeitsthemen ergeben.

Ursachenforschung

Im ersten Teil gehen wir eher analytisch an das Thema heran und betrachten Untersuchungen über das Auftreten von Defekten (in der Software) und Fehlern (von Programmierern = Menschen).

Defektanalyse: Es geht um die reine statistische Betrachtung von Defekten.
  • (1) Wahre Geschichten: Als Einstieg eine lockere Einführung in die Problematik, anhand von den Defekten in TeX und vielleicht über "Bug Wars" - Geschichten aus der rauen Wirklichkeit. Quelle: Knu89 (mit Anhang: Knu89e), bei Bedarf auch: Eis97
  • Erkenntnisse über Defekte: Mit Hinblick auf die Ursachen ihrer Entstehung, lohnt es sich zunächst, einen Blick auf die Defekte selbst zu legen.
    • (2) Defektuntersuchungen: Hier werden einige Ergebnisse der systematischen Defektbeobachtung überblicksartig zusammengefasst. Quellen: Mar90, vielleicht ShuBasBoe02, evtl. zitierte Papers detaillierter betrachtet.
    • (3) Klassifizierungen: Wir betrachten, wie man Defekte klassifizieren kann und wozu man eine solche Klassifizierung in der Praxis nutzt und nutzen kann. Quellen: FreBas98, Fre01
  • Defektabschätzung: Aufgrund von Prozess-, Programm- und Änderungsmetriken versucht man die noch vorhandenen Defekte vorher zu sagen, was der Qualitätssicherung früh helfen kann.
    • (4) Abschätzung 1: Hier werden einige Herangehensweisen an die Problematik vorgestellt. Quellen: FenOhl98, HasHol01
    • (5) Abschätzung 2: Aus der Erfahrung anderer Arbeiten wird eine optimale Formel errechnet. Quellen: MocWei00, GraKarMar99
    • (6) Abschätzung 3: Hier wird eine kritische Sicht auf die Vorhersagen geworfen. Quellen: FenNei99, FenNei00

Fehleranalyse: Im Gegensatz zur Betrachtung der Defekte, geht es hier um die Analyse der (menschlichen) Fehler, die zu den Defekten führen.
  • Kognitive Aspekte: Da der Programmierer immer noch ein Mensch ist und Defekte immer auch sog. "menschliches Versagen" ist, lohnt sich eine Betrachtung der psychologischen Aspekte. Die Verbindung von Informatik mit der kognitiven Psychologie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.
    • (7) Denkfallen: Beim Programmieren muss man ständig komplizierte Rätsel lösen. Kein Wunder, dass man hier und da in Denkfallen tappt. Quelle: Kapitel 3 aus Gra90
    • (8) Menschliches Versagen: Es gibt Ansätze, die Gründe für das Einbauen von Defekten auf der psychologischen Theorie des Menschlichen Versagens zu begründen. Quellen: CocSalMit93, KoMye03, evtl. noch Rea90 zum Verständnis.
  • (9) Arbeitsumgebung und Arbeitsorganisation: Nicht nur individuell kognitive Umstände führen zu Fehlern, sondern auch das Arbeitsumfeld. Quellen: MarLis85, SolBerLat98, JacDawWil01

Vermeidung von Fehlern, Verhinderung von Defekten

Der Grundgedanke hier ist immer: Wenn das entstandene Produkt schlecht ist, muss der Fehler in der "Maschine" liegen, also der Weise, wie das Produkt entstand.

Prozessorientierte Mittel: Hier werden Vorgaben für den Entwicklungsprozess diskutiert, also der gesamte Weg der Produktentstehung wird untersucht.
  • Lernende Unternehmen durch Prozessverbesserung: Durch Nachbetrachtung des abgelaufenen Herstellungsprozesses und der Symptomatik von Defekten werden systematische Lehren gezogen.
    • (10) Persönlicher Software Prozess (PSP®): Durch genaue Protokollierung der eigenen Arbeit wird man auf typische Situationen und Umstände aufmerksam, in denen man als Programmierer Fehler macht. Quellen: Hum96 (zur Übersicht), HirKha00, Pre01
    • Root Cause Analysis : Eine intensive nachträgliche Betrachtung einzelner Defekte und ihrer Ursache deckt gezielt Schwachstellen auf.
    • (13) Orthogonal Defect Classification: Auch eine Art von Root Cause Analysis, jedoch mit dem Ziel, alle Defekte gleichmäßig zu erfassen. Quellen: ChiBhaCha92, ButMunKra02
  • (14) Formale Methoden, Cleanroom Software Engineering: Fehler können auch verhindert werden, indem man möglichst viele Arbeitsschritte formal als korrekt nachweist, statt lediglich auf Intuition und Erfahrung zu setzen. Quellen: SelBasBak87, Lin94

Kodierorientierte Mittel: Ohne die Notwendigkeit, den gesamten Herstellungsprozess in Frage zu stellen, lassen sich einige Techniken einsetzen, den Programmierer (als Kodierer und Feinentwerfer) zu unterstützen und Fehler von vorneherein zu vermeiden.
  • (15) Programmiersprachen: Es wurde untersucht, ob und wie viele Fehler eine statische Typsicherung verhindert - eine der vielen Mittel, die Programmiersprachen zur Defektvermeidung beitragen können. Quellen z.B.: Gan77, PreTic98
  • (16) Semi-formale Mittel: Durch eine geschickte Erweiterung der Semantik einer Programmiersprache lassen sich automatisch Defekte erkennen. Quellen: FleLeiLil02, RusLei01
  • (17) Programmiertipps: Es gibt eine Menge von Ratschlägen für Softwareentwickler, die vermutlich zu Code geringerer Defektdichte führen, wenn sie beachtet werden. Quellen: Es gibt viele Bücher dazu, z.B. "Der Pragmatische Programmierer", eine andere Quelle ist Code Smells.
  • (18) Anti-Idioms, Anti-Patterns: Typische Programmkonstrukte (evtl. abhängig vom Produkt) werden im Vorhinein (also statisch, ohne das Programm auszuführen) verdächtigt, zum Versagen zu führen. Quellen: XieEng03, EngCheHal01
  • Archäologisches: Durch automatisiertes Lernen aus der Vergangenheit und alten Programmteilen wird der Programmierer aufmerksam gemacht, was er tun und was er besser lassen sollte.
    • (19) Analyse vergangener Tätigkeiten: Der Programmierer bekommt Tipps der Art "Kollegen, die vor Dir das gleiche getan haben wie Du, haben gleichzeitig aber noch was anderes getan". Quellen: YinMurNg03, ZimWeiDie04
    • (20) Analyse vergangener Defektbehebungen: Der Programmierer bekommt Tipps der Art "Konstrukte der Art, die Du soeben kodiert hast, waren früher schon mal als Defekt erkannt worden". Quellen: WohHoeOhl00, WilHol04

Teilnehmer, Begutachtungen und Termine

Die folgende Themenverteilung ist aktuell, könnte sich aber noch ändern. Bitte fügt zu dieser Liste Eure aktuellen Versionen der Ausarbeitungen und Folien selbstständig ein (Hinweise siehe FileAttachment - nennt Euer PDF wie in der Spalte angegeben, Anmelden muss man sich mit seinem gewohnten inf-Account), damit die Gutachter Zugriff darauf haben. Unter Bg 1/2 stehen die zu begutachtenden Themen. Begutachtet werden zweimal Ausarbeitung, Vortrag und Vortragsfolien. Die Termine sind nicht c.t und sind eng gelegt, so dass ein Überziehen nicht ausgeschlossen ist. Unter B steht ein ?, wenn noch keine Einzelbesprechung statt fand - siehe die Termine unter SeminarFehlerSoftwareentwicklung2004.

Nr Thema Referent/-in Termin Ausarbeitung Folien Bg 1 Bg 2 B
1 Wahre Geschichten Martin Spickermann 4.4., 9:00 paper1.pdf slides1.pdf 13 8  
2 Erkenntnisse Steffen Kolarczyk 4.4., 10:30 paper2.pdf slides2.pdf 7 11  
3 Defektklassifizierungen Wieland Rhenau 4.4., 13:00 paper3.pdf slides3.pdf 10 8  
4 Defektabschätzung 1   -- fällt aus --          
5 Defektabschätzung 2 Daniel Holtz 5.4., 9:00 paper5.pdf slides5.pdf 14 2  
6 Defektabschätzung 3 Michael Baar 5.4., 10:30 paper6.pdf slides6.pdf 13 10  
7 Denkfallen Björn Gustavs 5.4., 13:00 paper7.pdf slides7.pdf 2 14  
8 Menschliches Versagen Matthias Gafert 5.4., 14:30 paper8.pdf slides8.pdf 16 5  
9 Arbeitsumgebung Petra Fiedler 6.4., 9:00 paper9.pdf slides9.pdf 3 19  
10 PSP David Wedegärtner 6.4., 10:30 paper10.pdf slides10.pdf 18 7  
11 Root Cause Analysis 1 Anna Kress 6.4., 13:00 paper11.pdf slides11.pdf 5 19  
12 Root Cause Analysis 2   -- fällt aus --          
13 ODC István Bartkowiak 7.4., 9:00 paper13.pdf slides13.pdf 9 15  
14 Cleanroom Sebastian Mandsfeld 7.4., 10:30 paper14.pdf slides14.pdf 6 18  
15 Programmiersprachen Patrick Schäfer 7.4., 13:00 paper15.pdf slides15.pdf 11 3  
16 Semi-formale Methoden Valentin Weckerle 8.4., 9:00 paper16c.pdf slides16c.pdf 15 9  
17 Programmiertipps   -- fällt aus --          
18 Anti-Patterns Andreas Basch 8.4., 10:30 paper18.pdf slides18.pdf 6 1  
19 Archäologie 1 Raphaela Wrede 8.4., 13:00 paper19.pdf slides19.pdf 1 16  
20 Archäologie 2   -- fällt aus --          
(Man kann die Spalten sortieren, indem man auf den Spaltenkopf klickt.)

Referenzen

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